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Das weltweit erste Gebäude aus Carbonbeton
Mit dem Bau des CUBE sollte der Übergang von der Forschung zur Praxis gelingen: Das Forschungsprojekt C³ – Carbon Concrete Composite hatte zum Ziel die Leistungsfähigkeit von Carbonbeton als dauerhaften, ressourcenschonenden und architektonisch vielseitigen Baustoff in einem vollwertigen Gebäude zu demonstrieren. Carbonbewehrung bietet im Vergleich zu Stahl zahlreiche Vorteile – insbesondere die Korrosionsfreiheit und das damit verbundene Potenzial für filigrane und langlebige Bauteile.
Projektübersicht
- Standort: Dresden, Deutschland
- Bauherr: Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB)
- Planung & Forschung: TU Dresden, Prof. Dr.-Ing. Manfred Curbach
- Bauzeit: 2020–2022
- Ausführende Unternehmen: ARGE Hentschke Bau GmbH & Bendl HTS GmbH & Co. KG
- Nutzung: Forschungs-, Labor- und Veranstaltungsgebäude
Die Architektur
Das Gebäude gliedert sich in zwei charakteristische Baukörper:
BOX
- Dunkler, rechtwinkliger Kern aus Halbfertigteildoppelwänden und Fertigteil-Hohldecken
- Dient als Veranstaltungs- und Laborraum
- Betonfertigteile demonstrieren die industrielle Umsetzbarkeit von Carbonbeton
TWIST
- Dreidimensional geschwungene Struktur, die als Wand beginnt und als Dach endet
- Ortbetonbauweise mit Spritzbeton
- Sandwichaufbau:
- 30 mm Sichtbetonschicht
- 60 mm Stege
- Dämmebene
- 40 mm wetterfeste Carbonbetonschale
Für dieses komplexe Bauteil wurden zahlreiche Materialversuche und Prototypen gefertigt. Im Fokus standen unter anderem die Wahl der richtigen Betonzusammensetzung, die Abstimmung von Dämm- und Abdichtungsmaterialien sowie die Herstellung geeigneter Bewehrungselemente. Diese wurden von uns individuell angefertigt.
Eckdaten
Anwendung | Wände & Fassaden |
Produkte | |
Jahr | 2022 |
Ort | Dresden, Deutschland |
Projekt | Freiformige, doppelt gekrümmte Betonfassade, die von einer vertikalen Wand in das Dach übergeht. |
Materialtechnologie
Die Bewehrung des TWIST wurde mit speziell vorgeformten solidian GRID Carbongitternbewehrungen realisiert – als einziger Anbieter konnte solidian die geforderte Geometrie und Dimension abbilden:
- Abmessungen der Bewehrungsmatten: bis zu 3,0 m × 8,0 m
- Herstellung durch Vorspannen des Prepreg-Textils auf individuelle Schalungen
- Aushärtung in Spezialöfen
- Insgesamt wurden 64 individuell geformte Bewehrungselemente gefertigt
- Für die Dachschale kam zusätzlich solidian ANTICRACK zum Einsatz – eine spezielle mit Sand versehene Bewehrung zur Verbesserung der Rissbreiten
Ein wesentlicher Vorteil: Die Bewehrung wurde nicht nur im Werk, sondern auch erfolgreich direkt auf der Baustelle eingesetzt – ein wichtiger Schritt hin zu flexiblen Anwendungen.
Ergebnisse & Vorteile
- Langlebigkeit: Keine Korrosion, deutlich verlängerte Lebensdauer
- Ressourceneffizienz: Bis zu 80 % weniger Betonbedarf dank reduzierter Überdeckung
- Nachhaltigkeit: Geringerer Bedarf an Beton, Stahl, Wasser und Sand
- Gestaltungsfreiheit: Ermöglicht filigrane, organisch geformte Bauteile
CUBE ist mehr als ein Forschungspavillon – es ist ein Meilenstein. Das Projekt beweist, dass Carbonbeton das Potenzial hat, den Bau der Zukunft nachhaltig zu verändern. Die Zusammenarbeit zwischen TU Dresden, solidian.kelteks, Hentschke Bau GmbH und weiteren Partnern hat ein Gebäude hervorgebracht, das in Technik, Form und Umweltbilanz Maßstäbe setzt.
Fotos: TU Dresden, Stephan Gröschel