Zukunft Bauen mit Carbon

Wie sieht die Fassade der Zukunft aus? Leicht, filigran, dauerhaft – und vor allem: nachhaltig. Genau diesem Anspruch wird das Carbon-Sandwichfassadensystem gerecht, das im Rahmen eines Pilotprojekts in Eschweiler erfolgreich realisiert wurde. Entwickelt wurde das System in enger Zusammenarbeit zwischen der nesseler bau gmbh, dem Institut für Massivbau der RWTH Aachen und solidian&kelteks – und stellt damit ein Paradebeispiel für partnerschaftliche Innovation im Bauwesen dar.

Nachhaltig denken, intelligent bauen

Mit Blick auf die klimapolitischen Anforderungen und Ressourcenknappheit ist klar: herkömmliche Fassadensysteme stoßen an ihre Grenzen. Die Carbonbetonfassade zeigt, wie zukunftsorientiertes Bauen gelingen kann – mit deutlichen Vorteilen bei Ökobilanz, Lebensdauer und Gestaltungsfreiheit. Und das Beste: Das System ist offen gedacht – solidian&kelteks ist mit dem Sandwichfassaden-System im Zulassungsverfahren und treibt so die Entwicklung nachhaltiger Gebäude aktiv voran. Bauherren, Planer und Fertigteilwerke können sobald die Zulassung erteilt wurde, von einer einfachen und unkomplizierten Ausführung profitieren. Bis dahin kann aber bereits mit Zulassung im Einzelfall geplant und gebaut werden.

Das System

Die Carbon-Sandwichfassade basiert auf einem dreiteiligen Systemaufbau:

  • Tragschale: klassisch aus Beton mit Stahlbewehrung
  • Verbindungselemente: GFK-basierte, thermisch entkoppelte Verbindungsmittel (solidian Z-Conn & PIN-Conn)
  • Vorsatzschale: ultradünne, mit CFK bewehrte Betonschale (solidian GRID)

Technische Eckdaten

  • Vorsatzschalendicke: 30–70 mm
  • Dämmdicke: bis 250 mm
  • Betonqualität Vorsatzschale: C35/45 bis C50/60
  • Gewicht: Reduktion um bis zu 50 % gegenüber herkömmlichen Stahlbetonfassaden
  • CO₂-Fußabdruck: ca. 42 % niedriger (gemäß Ökobilanzierung nach EN 15804)
  • Bewehrung: solidian GRID und solidian ANTICRACK
  • Montage: hohe Vorfertigung möglich inkl. werkseitiger Fenstermontage

 

 

Pilotprojekt in Eschweiler

Am neuen Firmenstandort der nesseler Gruppe wurde das innovative Fassadensystem erstmals in der Praxis eingesetzt. Die Ergebnisse sprechen für sich:

  • Die Vorsatzschale konnte dank CFK-Bewehrung von 8 cm auf nur 3,5 cm reduziert werden
  • Das Gewicht pro Element sank von 2,4 t auf 1,2 t
  • Die filigrane Optik geht einher mit hoher Beständigkeit und minimalem Wartungsaufwand
  • Die Fassade ist ein gestalterisches Highlight – mit schimmernden, bearbeiteten Oberflächen und individuellen Ecklösungen
  • Die Architektur stammt aus der Feder der nesseler Gruppe in Weisweiler
  • Carbonbeton mit Architekturbeton in „Nordic White“ und „Labrador Black“

Dank der werkseitigen Vorfertigung samt Fenstern konnte die Montage auf der Baustelle besonders effizient gestaltet werden – ein großer Pluspunkt bei engen Zeitplänen.

Warum Carbon?

Carbonbewehrung (CFK) bringt Eigenschaften mit, die klassischen Baustählen überlegen sind:

  • Korrosionsfrei: keine dicke Betondeckung zum Schutz der Bewehrung nötig
  • Höhere Zugfestigkeit bei deutlich geringerem Gewicht
  • Gestaltungsfreiheit durch filigrane Bauteildimensionen
  • Ideal für witterungsintensive Anwendungen

Diese Eigenschaften ermöglichen nicht nur nachhaltigere Gebäude, sondern auch völlig neue architektonische Spielräume – ohne Kompromisse bei der Performance.

Ausgezeichnete Innovation

Die Carbon-Sandwichfassade wurde mit dem 2. Platz beim fassadentechnik AWARD 2024 prämiert. Eine Auszeichnung, die nicht nur den technologischen Fortschritt würdigt, sondern auch das Potenzial für den breiten Praxiseinsatz unterstreicht.

Fotos: © nesseler bau gmbh