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Die Fuß- und Radwegbrücke über den Seeblickweg in Stuttgart-Neugereut/Steinhaldenfeld ist eine rund 73 m lange und 4 m breite integrale Holz-Beton-Verbundbrücke mit carbonbewehrter Fahrbahnplatte. Sie verbindet die Stadtteile Neugereut und Steinhaldenfeld und überspannt mit zwei Hauptöffnungen und einer zentral angeordneten V-förmigen Mittelstütze den darunterliegenden Seeblickweg sowie weitere Verkehrsflächen.
Bauherr, Planung und Projektzeitraum
Bauherr und Projektleitung sind das Tiefbauamt der Landeshauptstadt Stuttgart. Mit der Planung des Brückenbauwerks wurde Harrer Ingenieure – Gesellschaft Beratender Ingenieure VBI mbH – beauftragt. Die ingenieurtechnische Bearbeitung umfasste Entwurfs- und Ausführungsplanung, Ausschreibung, Bauoberleitung, örtliche Bauüberwachung sowie die Begleitung der erforderlichen Zustimmungen im Einzelfall (ZiE). Die Planungs- und Projektlaufzeit erstreckte sich über mehrere Jahre; der Neubau wurde ab 2023 vor Ort realisiert.
Tragwerk und Bauweise
Die Brücke ist als integrale, drei Feld überspannende Geh- und Radwegverbindung konzipiert. Im Bereich der Feldmitten arbeitet ein Holz-Beton-Verbundquerschnitt: vorgefertigte Holzträger tragen eine vor Ort hergestellte Betonplatte, die kraftschlüssig mit dem Holz verbunden ist. An den Brückenenden und im Bereich der Mittelstütze ist der Überbau als schlanker Plattenbalken mit Kragarmen und Gesimsen aus Carbonbeton ausgebildet. Die nichtmetallische Bewehrung erlaubt eine geringe Bauteildicke und reduziert das Eigengewicht des Überbaus deutlich.
Die V-förmige Mittelstütze teilt die Gesamtlänge in Einzelstützweiten von etwa 31 m – 8 m – 31 m und ermöglicht so eine weitgespannte, stützenarme Lösung, die den Verkehrsraum unter der Brücke nur minimal beeinträchtigt.
Carbonbewehrte Fahrbahnplatte und Bewehrungskonzept
Eine Besonderheit des Projekts ist die Fahrbahnplatte aus Carbonbeton. Die Bewehrung besteht aus nichtmetallischen Carbonmatten und stabförmigen Elementen. Für die Übertragung der Schubkräfte im Holz-Beton-Verbund wurden erstmals stabförmige Carbonschubbügel eingesetzt. Die Formbewehrung solidian REBAR wurde dazu in U-Form als Schubbügel gebogen und als Querkraftbewehrung angeordnet; insgesamt wurden rund 80 m gerollte Bewehrungsstäbe eingebaut. Ergänzend kam Gitterbewehrung der HITEXBAU GmbH zum Einsatz.
Die Nachweise der Schubbewehrung erfolgten auf Basis der neuen DAfStb-Richtlinie für nichtmetallische Bewehrung in Ortbetonbauweise. Aufgrund der bisher bauaufsichtlich noch nicht vollständig geregelten Materialien waren sowohl eine vorhabenbezogene Bauartgenehmigung als auch Zustimmungen im Einzelfall erforderlich; diese wurden im Rahmen des Projekts erarbeitet und begleitet.
Projektpartner (Auszug)
- Bauherr / Projektleitung: Landeshauptstadt Stuttgart, Technisches Referat, Tiefbauamt
- Tragwerksplanung / Gesamtplanung Brücke: Harrer Ingenieure, Gesellschaft Beratender Ingenieure VBI mbH
- Ausführung: Wolff & Müller Ingenieurbau GmbH, Stuttgart
- Bewehrungshersteller / Forschungspartner: u. a. solidian GmbH, HITEXBAU GmbH, Schöck Bauteile GmbH, Technische Hochschule Augsburg, Technische Universität Dortmund
Fotos: © Harrer Ingenieure Gesellschaft Beratender Ingenieure VBI mbH

